Antizyklisch baden

Seitdem ich einige Jahre in Kalifornien gelebt habe, finde ich den europäischen Winter exotisch.
Und freue mich darauf. Das blaue Licht, die lange Dämmerung, die kurzen Tage, das gibt es nicht überall auf der Welt. Auch nicht die kalte, frische Luft, die den Kopf so schön frei macht.

Das winterliche Wohlgefühl, wenn man nach einem Spaziergang in der Kälte wieder ins Warme kommt und vielleicht die Sauna anwirft oder es sich anders kuschelig macht, kann man noch erhöhen, indem man auch im Winter in einen See eintaucht – nach entsprechendem Training unter der eiskalten Dusche natürlich.

Ein paar Videos von Wim Hof ansehen hilft enorm, mich haben sie so inspiriert, dass ich noch am selben Tag mit dem kalt duschen begann. Braucht zuerst Überwindung, aber nach ein paar Tagen überwiegt dann das schöne Gefühl, wenn der Körper den Stoffwechsel hochfährt.

Energie haben wir nicht einfach so, sondern müssen sie produzieren. Ich spüre richtig den Moment, an dem mein Körper die innere Heizung anschaltet. Der Temperaturreiz des eiskalten Wassers bewirkt allerlei Wunder in der Biochemie unserer Körper. Die Atmung reguliert den ph-Wert effektiver, als wir es durch basische Ernährung schaffen würden. Der Kältereiz ist außerdem eine Art Krafttraining für die Gefäße und ein Neustart-Knopf für das Immunsystem.

Vielleicht erwarten und brauchen unsere Körper diesen winterlichen Kältereiz regelrecht, so wie das Fasten in der kargen Jahreszeit? Unsere steinzeitlichen Ahnen haben sich schließlich, um zu überleben, auch eher auf ihr inneres Thermostat verlassen, als auf eines im Heizungskeller. So wie die Wildtiere, die den Winter bei strengen Minusgraden draußen überleben.

Wenn mal wieder über das kalte Wetter geschimpft wird, sage ich mir: Wer in einem warmen Klima wohnt, wie z.B. der erstaunliche Mr. Tony Robbins, der eine schöne morgendliche Langlebigkeits-Routine hat, stellt sich eine Kältekammer hin – auch Eissauna – genannt, in die er mal eben kurz frieren gehen kann. Sowas haben wir hier gratis, zumindest einige Monate im Jahr. Prima!

Noch ein paar praktische Tipps zur Vorbereitung: Wenn es keine gesundheitlichen Bedenken gibt, zuerst nach dem warm duschen mit dem kalt abduschen beginnen; einige Tage später dann mit dem nur-kalt-duschen. Nichts forcieren, auf die innere Stimme hören. Nach einiger Zeit gewöhnt sich der Körper daran und du kannst dem Kälteschreck-Atemreflex widerstehen und normal und weich weiter atmen und das Glücksgefühl genießen!

Zum Winterbaden immer eine Begleitung mitnehmen. Für die Fotos und die Sicherheit. Am besten die Mütze an lassen. Neoprensocken sind praktisch, dann kann man die Erfahrung mehr genießen! Sobald es wirklich kalt ist, also Minusgrade sind, sorgt die Natur übrigens dafür, dass wir uns vor dem eintauchen ordentlich aufwärmen: Ohne zuvor das Eis zu brechen, kommt man dann nicht so leicht ran ans nasse Element.

Literaturempfehlung:

Wim Hof: Becoming the Iceman–Pushing past perceived limits

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